„Die Werkstatttage leben von dem, was die Menschen einbringen“

Die Solinger Superintendentin Ilka Werner spricht im Interview über den Ursprung des Pfingsttreffens „KIRCHEnMORGEN“, die offene Konzeption und die Fröhlichkeit einer kleiner werdenden Kirche.

Frau Werner, was war die Initialzündung für die Zukunftsinitiative „KIRCHEnMORGEN“?
Ilka Werner:
Ein E-Mail-Verkehr im Januar vor der Landessynode 2021 mit Lukas Schrumpf, mittlerweile Mitglied der Kirchenleitung, über die Frage, wo sich unsere Kirche eigentlich spürt. Daraus ist ein Mini-Exposé entstanden und Ende Januar habe ich alle, die bis dahin „Macht das“ gesagt hatten, in einem Zoom-Meeting zusammengetrommelt, um zu klären, ob eine solche offene Veranstaltung mit Werkstatt-Charakter wirklich Sinn macht. Später habe ich das Exposé an den Pfarrkonvent geschickt mit Bitte um die Einstufung auf einer Skala von 1 bis 10 und der Frage, wer bereit ist, sich persönlich einzubringen und Räume zur Verfügung zu stellen. Danach hatte ich ruckzuck 15 Menschen, die mitmachen wollten, und fast alle Gebäude, die wir brauchen.

Viele Gemeinden, Kirchenkreise und die Landeskirche befassen sich mit Zukunftskonzepten. Was lässt Sie hoffen, dass Ihre Initiative überregionale Strahlkraft entwickelt?
Werner:
Sie hat es ja schon. Die Nachbarkirchenkreise Wuppertal und Lennep sind als Kooperationspartner eingestiegen. Und auch landeskirchliche Einrichtungen machen mit. Eine gewisse Wirkung wird der KIRCHEnMORGEN also über die Region hinaus haben. Wir rechnen für Pfingsten überwiegend mit Teilnehmenden aus dem näheren Umfeld mit bis zu einer Stunde Fahrzeit. Aber der Hackhauser Hof hält Betten frei. Wir können also auch Menschen von weiter weg unterbringen.

Werkstattcharakter und Partizipation sind zentrale Begriffe des Konzepts. Wie soll das konkret umgesetzt werden?
Werner:
 Wir haben für die elf Werkstätten kleine Teams gebildet, die zu einem selbst gesuchten Thema ein sehr offenes Angebot machen. Es gibt Impulse und Methoden, aber keine langen Vorträge. Wir wollen möglichst viele Menschen in Bewegung und ins Gespräch bringen und sie Ideen entwickeln lassen. Diese Werkstatttage sind nicht dazu geeignet, sie einfach nur zu konsumieren, sondern sie leben von dem, was die Menschen einbringen.

Die Werkstätten haben teils blumige Namen. Worum geht es inhaltlich?
Werner:
Diese Stichworte sind entstanden, weil wir nicht mit den gängigen Säulen wie Jugend, Frauen, Diakonie und Ökumene arbeiten wollten. Die Frage war, wie man auch für die Planung Menschen, die sich zum Teil noch nicht kennen, dazu bringt, dass sie sich mischen. Alle sollten sich einem Stichwort zuordnen, mit dem sie Assoziationen verbanden. Und siehe da, es hat geklappt. Jetzt entwickeln sich diese Vorbereitungsgruppen durchaus verschieden: „Garten Eden“ setzt zum Beispiel einen starken Akzent beim Thema Nachhaltigkeit, „Dear White Church! Dear Colourful Church!“ hat einen klaren Schwerpunkt bei einer rassismussensiblen Kirche, während „Baustelle“ und „Mitspieler:innen gesucht“ sich eher in Richtung Umbau von Kirche bewegen. Es lohnt sich, immer mal wieder auf die Website zu gucken. Das, was Pfingsten passieren soll, geschieht auch gerade in diesen Teams.

Bei einer einmaligen Aktion soll es nicht bleiben. Wie könnte der KIRCHEnMORGEN idealerweise weitergehen?
Werner:
Mein Ideal wäre, dass nach uns eine weitere Kirchenkreisregion sagt, wir machen ein oder zwei Jahre später etwas Ähnliches. Und es ist auch denkbar, dass im Bergischen unter dem Dach von KIRCHEnMORGEN noch andere und kleinere Formate folgen. Für die Pfingstwerkstatt vom 3. bis 5. Juni hoffen wir erst mal, nicht nur Kirchengebundene zu gewinnen, sondern auch Menschen aus der Zivilgesellschaft.

Sie haben selbst am Zukunftspapier „Lobbyistin der Gottoffenheit“ mitgearbeitet. Findet sich davon auch etwas im KIRCHEnMORGEN wieder?
Werner:
Bei beidem geht es darum, zum einen realistisch die eigene Situation zu beurteilen und zum anderen auch als kleiner werdende Kirche öffentliche Räume fröhlich zu nutzen und nicht bitter zu werden, wenn sie sich auch mal schließen. Wir müssen die Entwicklung der Gesamtkirche von der eigenen Lebensleistung entkoppeln.

Was kostet die Teilnahme und bis wann kann man sich anmelden?
Werner:
Die Teilnahme kostet nichts, aber man muss eine Spende für das Essen geben. Und wir bitten um eine möglichst frühe Anmeldung unter kirchenmorgen.de, aber es geht auch noch kurzfristig. Einen festen Anmeldeschluss gibt es nicht, aber alle Werkstätten haben eine begrenzte Platzzahl.


Das Interview ist der Aprilausgabe von EKiR.info entnommen, dem Magazin für Presbyterinnen und Presbyter. Die komplette Ausgabe steht hier zum Download bereit.

  • 18.2.2022
  • Ekkehard Rüger
  • Jörg Schmidt