„Christsein geht nur verwoben miteinander“

Die Eröffnung der Heiligtumsfahrt am Pfingstsonntag im Gladbacher Münster war ökumenisch geprägt.

Es war auch für den Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach ein besonderer Moment: neun Jahre, nachdem das Tuch, das traditionell als Abendmahlstuch Christi verehrt wird, im Schrein verschlossen wurde, bricht Felix Heinrichs am Abend des Pfingstsonntags 2023 wieder das Siegel und entnimmt den Schlüssel. Der Schrein wird feierlich geöffnet, das Abendmahlstuch herausgehoben und von Pfarrer Till Hüttenberger und Charlotte Lorenz, der Geschäftsführerin der Heiligtumsfahrt, der versammelten Gemeinde präsentiert. Der ökumenische Akzent der Eröffnung der Mönchengladbacher Heiligtumsfahrt ist stark. Im Altarraum versammelt sind neben der katholischen Geistlichkeit evangelische Pfarrer im Talar. Zahlreiche evangelische Gäste sind auch im Kirchenraum dabei.

Propst Peter Blättler betont in seiner Predigt die ökumenische Verbundenheit. Ökumene, übersetzt als der ganze bewohnte Erdkreis, sei eine Zeitansage. Und auch das gemeinsame Abendmahl rückt für ihn in die Nähe. „Das ist dran.“ Aber das Thema der Verwobenheit, das das Motto der Heiligtumsfahrt in den Fokus nimmt, bezieht sich nicht nur auf evangelisch-katholische Gemeinsamkeit, sondern schließt viel mehr ein. Jesus als Gastgeber habe vor allem die Armen auf die Gästeliste gesetzt. „Das Zusammenleben aller ist wichtig. Wir müssen auch ins Gespräch kommen mit denen, die sich abwenden“, betont der Propst. „Christsein geht nur verwoben miteinander.“

Superintendent Dietrich Denker hatte bei seinem Grußwort ein Buch dabei – eines der handgeschriebenen Evangelien, die die katholischen Gemeinden Mönchengladbachs ihren evangelischen Geschwistern anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 überreicht haben. Mit Blick auf die Geschichte der Emmausjünger unterstreicht der Superintendent die Erfahrung der Weggemeinschaft der Gemeinden unterschiedlicher Konfession. Gemeinsam auf dem Weg, begleitet durch Christus. „In ökumenischer Verbundenheit gehen wir diesen Weg miteinander. Wir sind im Gespräch: miteinander, mit den Menschen im Quartier, in Stadt und in Region. Wir suchen, fragen, hören und reden“, sagt Denker.

Auf dem Altar liegt ein weiteres Symbol geschwisterlicher Verbundenheit: das Altartischtuch, das die evangelischen Gemeinden als Gastgeschenk zur letzten Heiligtumsfahrt 2014 überreicht haben. Die ökumenische Prägung dieser Heiligtumsfahrt ist unübersehbar und zeugt von der wachsenden Verbundenheit der evangelischen und katholischen Gemeinden Mönchengladbachs. „Ökumene des Herzens“ hat das der ehemalige Münsterpropst Albert Damblon einmal genannt.