Hoffnung leben – Vivre l´Espoir

  • Angela Rietdorf (Öffentlichkeitsreferat)
  • Angela Rietdorf (Öffentlichkeitsreferat)

Superintendent Denker übergibt Spende des Kirchenkreises für Flüchtlingsarbeit in Marokko.

In Marokko stranden die Flüchtlinge vor allem aus der Subsahara – Männer, Frauen und Kinder. Wie viele es sind, weiß niemand genau. Staatliche Hilfsstrukturen gibt es nicht, wohl aber immer wieder brutale Razzien gegen Geflüchtete oder kriminelle Strukturen, die Flüchtlinge ausbeuten, Kinder zur Prostitution oder zum Stehlen zwingen. Oder zu unfreiwilligen Organspendern machen. Ein kleiner Lichtblick in dieser katastrophalen Situation ist das Projekt Vivre l´Espoir, das von kleinen, aber hochengagierten evangelischen Kirche in Marokko gemeinsam mit katholischen Kirche betrieben wird.

In Oujda, einer Stadt im Nordosten Marokkos zwischen der spanischen Exklave Melilla und der algerischen Grenze, wurde eine Anlaufstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geschaffen. Der Andrang ist riesig. „Momentan leben 180 Kinder und Jugendliche im Zentrum“, erklärt der Jülicher Superintendent Jens Sannig. „Alles wird zur Schlafstelle umfunktioniert, auch die Kirche.“  Innerhalb von sechs Monaten wurden rund 550 Jugendliche aufgenommen.

Der Kirchenkreis Jülich unterstützt die Flüchtlingsarbeit in Marokko seit Jahren. Der Kirchenkreis Gladbach-Neuss beteiligt sich auf Beschluss der Kreissynode in diesem Jahr mit 12.000 Euro an dem Projekt. Superintendent Denker überreichte vor Weihnachten den Spendenscheck. „Mit 12.000 Euro können wir ein Jahr lang das Ausbildungsprogramm des Projekts finanzieren“, bedankt sich Sannig für die Unterstützung. Zu Vivre l´Espoir gehören drei zentrale Angebote:  erstens die Nothilfe, das heißt, die zur Verfügung Stellung eines sicheren Raums zum Schlafen, warmes Essen, die Möglichkeit zum Duschen und – ganz wichtig – die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Die Kinder und Jugendlichen, die ankommen, haben Furchtbares durchgemacht, sind traumatisiert und vollständig auf sich allein gestellt, die Jüngsten  fünf bis sechs Jahre alt. Das Team um Père Antoine und Lumbela Azarias Zacarias bietet ihnen in Oujda einen Schutzraum.

Zum Zweiten ein Ausbildungsangebot für diejenigen, die sich entscheiden, in Marokko zu bleiben. „Die Jugendlichen werden zu Elektrikern ausgebildet und lernen das Installieren von Solaranlagen“, erläutert der Jülicher Superintendent. So wird ihnen ermöglicht, sich in Marokko eine Existenz aufzubauen, denn die Weiterreise nach Europa ist hochgefährlich, die Grenzen zu den beiden spanischen Exklaven schwer gesichert und die Überfahrt zu den Kanarischen Inseln über den Atlantik sehr riskant und zudem teuer. Nach Hause zurückkehren können und wollen sie aber nicht, denn die Familien haben oft alles aufgewandt, um ihre Kinder auf den Weg nach Europa zu schicken.

Dennoch machen die Helfer auch  das Angebot, die Jugendlichen bei der Rückkehr in ihr Heimatland zu unterstützen. Einige nehmen es an. „Viele sind ratlos und müde angesichts der Unmöglichkeit, dass sich ihr Projekt zum Guten wendet“, heißt es im Jahresbericht von Vivre l`Espoir. Sie erhalten Unterstützung, um auf sicheren Wegen nach Hause zurückzukehren.

Die intensive Flüchtlingsarbeit hat die evangelische Kirche in Marokko verändert. „Durch die Geflüchteten wurde die Kirche, die eigentlich aufgelöst werden sollte, zu einer sehr lebendigen Kirche“, sagt Jens Sannig.

Weitere Informationen zum Projekt finden sich  auf der Homepage des Kirchenkreises Jülich