Gedanken von Superintendent Dietrich Denker zum ökumenischen Tag der Schöpfung
Der 1. September ist Tag der Schöpfung. Ein Tag zum Freuen und zur Dankbarkeit: Äpfel und Birnen an den Bäumen, bunte Blumenwiesen, gelbe Stoppelfeder… Ein Supermond schwimmt im Sternenmeer. Grüne Wiesen in Mönchengladbach. Rehe auf der Wiese im Volksgarten, singende Vögel im Garten. Und: Menschen aller Hautfarben auf den Plätzen unserer Städte, die dort verweilen, spielen, feiern oder in Cafés sitzen. Bunt, vielfältig und schön ist diese Schöpfung.
Die Nachrichten zeigen uns eine andere Schöpfung: Waldbrände, Dürren, Überschwemmungen. Sintflutartige Regengüsse. Gnadenlose Hitze. Verzweifelte Menschen auf der Flucht übers Meer auf der Suche nach Schutz. Menschen springen von Cafés auf Märkten und Plätzen auf und suchen Schutz vor Raketenangriffen in Kellern und Bunkern, Clankriminalität. Gewalt im Alltag …
Was stimmt da nicht?
Im biblischen Buch der Sprüche Salomos lesen wir: „Wer gegen alle Warnung halsstarrig ist, der wird plötzlich verderben ohne alle Hilfe.“ (Spr. 29,1)
Der jährliche „Erdüberlastungstag“ war am 2.8.2023. Seit dem 29.12.1970 übersteigt der jährliche Verbrauch die global zur Verfügung stehenden Ressourcen. Und jeder weiß es! Oder kann es wissen. Umweltschutz, und Nachhaltigkeit – davon reden wir schon lange. Biodiversität, Energieverbrauch, Luftverschmutzung – die Warnungen hören wir. Aber wir sind „halsstarrig.“ „Die anderen verbrauchen viel mehr Ressourcen als wir“, so reden wir uns heraus. Wir machen weiter unseren Müll, verpacken Lebensmittel, aber auch viel Überflüssiges in werbewirksame Plastikverpackungen, fahren und fliegen nach Lust und Laune quer durch die Welt. Die Wirtschaft soll wachsen und das Vermögen steigen.
Das kollektive „Immer-mehr-haben-wollen“ führt zur Erdüberlastung, zu Kriegen, Kriminalität, Verteilungskämpfen und der Missachtung der Menschenwürde.
Verstehen Sie mich bitte recht. Es geht mir nicht darum, die Spaßbremse zu geben oder anderen ein schlechtes Gewissen einreden zu wollen. Das Leben soll Freude machen dürfen. Auch materieller Reichtum ist nicht von Übel. Und Reisen bildet Sinn, Verstand und Charakter.
Wir wollen diese wundervolle Welt für uns, unsere Kinder und Kindeskinder bewahren. Sie sollen auf ihr gut leben können, sie bewohnen, bestaunen und bereisen. Das verlangt jedoch von uns, die eigene „Halsstarrigkeit“ zu beenden. Den Kopf bewegen. Umkehren. Perspektiven und Werte leben, die für das Miteinander von Menschen, Wirtschaft, Gesellschaft und Schöpfung wegweisend sind.
Diese Werte und Perspektiven kennen wir – eigentlich. Wir wissen, worauf es ankommt. Gerne erinnere ich uns daran: Die Schöpfung bebauen und bewahren. Seinen Nächsten lieben wie sich selbst. Den Frieden suchen und ihm nachjagen. Menschen in Not helfen und Gaben teilen. Gutes tun und sagen …
Nichts hindert Sie und mich daran, sofort damit im „Klein-Klein“ des eigenen Alltags zu beginnen. Andauernde „Halsstarrigkeit“ lässt uns früher oder später sonst tatsächlich ohne Hilfe in unser Verderben rennen. Und keiner kann sagen: Ich habe es nicht gewusst.
Dietrich Denker